Viele Hausbesitzer kennen die Situation: Man hat vor einigen Jahren eine Baufinanzierung abgeschlossen, doch inzwischen haben sich die Zinsen oder die persönliche Lebenssituation geändert. Die monatlichen Raten belasten stärker als gedacht oder es ergeben sich neue Finanzierungsangebote, die deutlich günstiger erscheinen. Doch ist eine Umschuldung trotz laufender Baufinanzierung überhaupt möglich? Und wenn ja, welche Optionen gibt es?
Grundsätzlich sind Baufinanzierungen langfristig angelegt, oft mit einer Zinsbindung von 10, 15 oder sogar 20 Jahren. Dennoch haben Kreditnehmer nach § 489 BGB das Recht, ihre Baufinanzierung nach zehn Jahren Laufzeit mit einer Frist von sechs Monaten kostenfrei zu kündigen – unabhängig von der ursprünglich vereinbarten Zinsbindung. Wer also bereits seit einigen Jahren seinen Kredit bedient, kann nach Ablauf dieser Frist zu einem neuen, günstigeren Darlehen wechseln.
Wer seine Finanzierung vor Ablauf der zehn Jahre ablösen möchte, stößt auf die sogenannte Vorfälligkeitsentschädigung. Dabei handelt es sich um eine Ausgleichszahlung an die Bank, die den entgangenen Zinsgewinn kompensieren soll. Eine Umschuldung lohnt sich in diesem Fall nur, wenn die Zinsersparnis langfristig höher ist als die anfallende Entschädigung. Hier empfiehlt sich ein genauer Vergleich oder eine Beratung durch einen unabhängigen Finanzexperten.
Eine weitere Möglichkeit ist das Forward-Darlehen. Dieses erlaubt es Hausbesitzern, sich die aktuell niedrigen Zinsen bereits heute für eine Anschlussfinanzierung in der Zukunft zu sichern – meist bis zu fünf Jahre im Voraus. So können Kreditnehmer die Restlaufzeit ihrer bestehenden Finanzierung abwarten und gleichzeitig von günstigen Konditionen profitieren.
Manche Hausbesitzer haben neben der Baufinanzierung noch weitere Darlehen, etwa für Modernisierungen oder Konsumkredite. In solchen Fällen kann eine Kreditbündelung sinnvoll sein. Durch die Zusammenlegung in ein neues Darlehen entsteht oft eine bessere Übersicht und im Idealfall eine niedrigere monatliche Belastung.
Eine Umschuldung trotz laufender Baufinanzierung ist möglich – allerdings hängt die Attraktivität stark von der individuellen Situation ab. Während das Sonderkündigungsrecht nach zehn Jahren eine unkomplizierte Möglichkeit darstellt, muss bei einer vorzeitigen Ablösung sorgfältig gerechnet werden. Wer rechtzeitig plant, kann mit einem Forward-Darlehen oder einer Kreditbündelung langfristig viel Geld sparen.
👉 Tipp: Vergleichen Sie verschiedene Angebote und lassen Sie sich unabhängig beraten. Schon wenige Zehntelprozent weniger Zinsen können über die gesamte Laufzeit mehrere Tausend Euro Unterschied machen.